50 Jahre Birkbrunnzurück

Natürlich könnte man jene hundert Menschen als Pioniere bezeichnen, die im Laufe der Jahre in Birkbrunn unterrichtet haben. Aber die eigentlichen Pioniere waren die Studenten selbst, die immer wieder mit innovativen Ideen das Haus, seine Bewohner und die Besucher überrascht haben.

Wenn man sich das vergangene kulturelle, künstlerische und wissenschaftliche Geschehen in Birkbrunn etwas näher anschaut, dann fällt einem auf, dass es keine Schablone gibt, die den Rhythmus, die Richtung und die Art dieses Geschehens bestimmt hätte. Es ist die schöpferische Kraft des freien und verantwortlichen Denkens der Studenten selbst, die die gute Atmosphäre sowie jede einzelne Veranstaltung bestimmt hat.

Die Studenten in Birkbrunn waren und sind nie passive Kulturkonsumenten, sondern aktive Gestalter. Oft übernahmen auch Studenten die Leitung des Hauses selbst und setzten die Akademie in Gang. Daher ist es nicht verwunderlich, dass es der Drang nach Wissen war, der maßgeblich zur Errichtung von Birkbrunn beigetragen hat. Es war eine Zeit, in der der Geschichtsunterricht mit dem ersten Weltkrieg zu Ende ging. Die Jungen wollten mehr wissen, aber niemand war da, um diesen Wissensdurst zu stillen.

Das wirklich Faszinierende dabei war, dass der offenkundige Beweggrund dieser jungen Männer nicht politisch war, sondern aus dem Wunsch heraus entstand, die eigene Wurzeln und die Wahrheit besser kennen zu lernen. Und das wurde zum Selbstläufer: Mit einer erstaunlichen Ernsthaftigkeit begannen Maturanten und Studenten aller Richtungen, Seminare selbst zu gestalten und die spärliche damalige Literatur zu studieren. Sie luden selbst Zeitzeugen zu den Seminaren ein – oft in nicht sehr komfortablem Rahmen, aber mit einem Elan, der die Erwachsenen erstaunte. Junge Historiker halfen ihnen dabei, von denen heute einige renommierte Wissenschafter sind (wie der spätere Professor Ludwig Jedlicka).

Sie arbeiteten mit allen zusammen, die etwas über die jüngste Geschichte des Landes zu sagen hatten: Ludwig Steiner (Unterhändler des Staatsvertrages), Julius Deutsch (Gründer des Schutzbundes in der Zwischenkriegszeit), Kurt Schuschnigg (der letzte Bundeskanzler vor dem Anschluss), Franz Olah (sozialdemokratischer Dissident) und viele mehr. Erstaunlich war umso mehr, dass der Initiator des Ganzen, ein junger Assistent, eigentlich Diplomingenieur für Bauwesen war.

Es entstanden weitere Arbeitskreise, wie etwa für Architektur oder Medizin, die zeitgenössische Größen aus den jeweiligen Fachgebieten schon bald zu ihren Vortragenden zählen durften. Auch der Wiener Kardinal Franz König, der immer sehr offen für neue Initiativen war, besuchte relativ kurz nach der Gründung Birkbrunn. Er genoss sichtlich die Atmosphäre, die Gespräche mit den jungen Studenten und wiederholte einige Male seine Besuche. Besonders schätzte er den ersten Leiter des Hauses im Jahr 1964, Klaus Küng (heute Bischof von Sankt Pölten), der damals ein junger Mediziner aus Vorarlberg war.

Die Liste mit prominenten Vortragenden und Absolventen ließe sich noch lange fortsetzen. Auch wenn die heutigen Studenten noch wenig klingende Namen tragen, eines haben sie mit den anderen Pionieren gemein: den Wunsch, etwas zu bewegen und die Welt positiv zu verändern.

• Friedrich Achleitner • Architekt der „Wiener Gruppe“
• Ludwig Adamovich • Präsident des Verfassungsgerichtshofes
• Rafael Alvira • Philosoph
• Paul Badura Skoda • Pianist
• General Julius Deutsch • Schutzbundführer
• Heinrich Drimmel • Unterrichtsminister
• Günther Feuerstein • Katalysator der Wiener Nachkriegsszene in der Architektur
• Viktor E. Frankl • Neurologe und Psychiater, Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse
• Marian Heitger • Theoretische und Systematische Pädagogik an der Universität Wien.
• Ernst Hiesmayr • Rektor der TU Wien, „Juridicum“ Wien
• Hans Hollein • Architekt der Wiener Postmoderne
• Grete Klingenstein • Institut für Geschichte Uni Graz
• Hermann Knoflacher • Vorstand des Institutes für Verkehrsplanung an der TU Wien
• Franz König • Erzbischof von Wien
• Michael König • Ensemblemitglied am Burgtheater in Wien
• Hans Krankl • Fußballspieler und Nationaltrainer
• Martha Kyrle • First Lady bis 1965
• Paul Lendvai • Chefredakteur der Osteuropa-Redaktion des Österreichischen Rundfunks
• Norbert Leser • Universitätsprofessor
• Konrad Paul Liessmann • Fakultät für Philosophie der Universität Wien
• Ernst Wolfram Marboe • Programmintendant des ORF
• Franz Olah • Innenminister und Präsident des ÖGB
• Gustav Peichl • Akademie der bildenden Künste, Wien
• Madeleine Petrovic • Bundessprecherin der Grünen
• Otto Schulmeister • Chefredakteur der „Presse“
• Kurt Schuschnigg • Bundeskanzler
• Wolfgang Schüssel • Wirtschaftsminister
• Karl Schwanzer • „Entscheidung zur Form“ und Lehrer von heute anerkannten Architekten
• Wilfried Seipel • Generaldirektor des Kunsthistorischen Museums Wien
• Stanislaw Stomma • Unabhängiger Abgeordneter im polnischen Sejm
• Andreas Treichl • Generaldirektor der Erste Bank
• Ottokar Uhl • Professor für Bauplanung an der Fakultät für Architektur der Universität Karlsruhe
• Andreas Unterberger • Chefredakteur der „Presse“
• Manfried Welan • Rektor der Universität für Bodenkultur Wien
• Helmut Zilk • Bürgermeister der Stadt Wien
• Norbert Zimmermann • Generaldirektor Berndorf